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§. 69. Die Macht der Chalifcn.
logischen Partei benützt; waren sie kräftig, so griffen sie nicht
selten in die Rechte und selbst in die Lehren der Kirche ein.
So kam es oft zu heillosen Verwirrungen, die manchmal selbst
mit Blutvergießen endeten.
Bei diesen Zwisten waren auch die Mönche sehr thätig.
Das Mönchswesen war im Orient, vom Klima be-
günstigt, schon im 3. Jahrhundert n. Chr. aufgekommen, und
zwar zuerst in Ägypten durch den Einsiedler Antonius,
der ganze Gesellschaften zum Eremitenleben vereinigte; dann
durch Pachomius, der das eigentliche Klosterleben auf-
brachte, dessen Mitglieder wegen ihrer äußerst strengen Ent-
haltsamkeit bei der Welt große Verehrung erlangten. Und
allerdings waren die Klöster der Ausbreitung der Kirche sehr-
förderlich, wiewohl es auch nicht fehlen konnte, daß sich bei
ihrer Vermehrung im Orient auch viele Auswüchse und Ver-
irrungen damit verbanden.
Im 5. Jahrhundert kam das Klosterwesen nach dem Abend-
lande, wo theils das abkühlende Klima, theils der geordnetere
Geist der abendländischen Kirche ihm eine andere und zum
Thcil bessere Einrichtung gab, die es zu Anfang des 6. Jahr-
hunderts durch den h. Benedict von Nursia bekam, der
seinen Klostergeistlichen Armuth, Keuschheit und Gehorsam
zur Grundregel machte und mit dem Beten das Arbeiten und
Studieren verbinden ließ. Die Klöster boten in der Zerrüttung
und Finsterniß jener Zeiten Unterweisung den Trostbedürftigen
und Unwissenden, Pflege den Armen und Kranken, Zuflucht
den Verlassenen und Bedrängten; förderten die Kultur des
Bodens, bewahrten die Reste der Wissenschaft, und legten
überall die Keime christlicher Bildung, deren Entwickelung
dann späterhin andere Anstalten übernahmen.
2. Die Macht der Chalifen.
69. Aa nun im oströmischen Reiche das Christenthum so
mannigfaltigen Ausartungen unterlag, die alten Religionen
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Extrahierte Personennamen: Antonius Antonius Benedict_von_Nursia
§. 70. Das Frankenreich.
187
Ii. Das Mittelalter.
1. Das Frankenreich.
$. 70. Das von Chlodwig gestiftete Reich der Franken (Z. 67)
hatten seine vier Söhne unter sich getheilt und durch Erobe-
rung von Thüringen und Burgund erweitert, so daß es bis
in die Mitte Deutschlands hineinreichte. Da aber die frän-
kischen (merovingischen) Könige bald in Schwäche verfielen
und sich einem unthätigen Leben Hingaben, so kam die Gewalt
an den Majordomus oder Hausmeyer (d. i. Aufseher des
königlichen Gefolges und der königlichen Privatgüter), und
einer derselben, Pipin von Herstall, brachte zuletzt diese
Würde in allen fränkischen Neichstheilen an sich und machte
sie in seiner Familie erblich; sein Sohn Carl Mtartell
aber war es, der die in das Frankenreich eindringenden
Araber
782 in der Schlacht zwischen Tours und Poitiers
besiegte, und dadurch vie abendländische Christenheit aus
der Gefahr, vom Islam unterdrückt zu werden, für immer
befreite.
Der Sohn desselben, Pipin der Kleine (oder Kurze),
regierte so unumschränkt, daß er mit Bewilligung des frän-
kischen Adels und im Einverständnisse mit dem Papste
732 den letzten Merovinger Childerich Iii absetzen und sich
selbst die fränkische Krone ertheilen ließ. Dieß
Ereigniß war sowohl für den fränkischen Thron, als auch
für den römischen Stuhl wichtig: beide liehen durch ihr
Ansehen einander festeren Bestand.
Denn die römische Kirche hatte unterdessen im Franken-
reiche große Ausdehnung erlangt, besonders durch die Be-
mühungen der christlichen Missionäre, welche aus
Irland, wo die Lehre vom Kreuz schon seit 423 durch
Patrik —, und aus England, wo sie durch den Mönch
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§. 75. Die Ausbildung der Landeshoheit. 207
nahmen schrecklich überhand, und ein Theil der Ritterschaft
erniedrigte sich sogar zum Naubleben, und störte den Handel
und Wandel der betriebsamen Städter auf das empörendste:
weßhalb sich die Städte zum Schutze ihres Handels
in Bündnisse vereinigten, von welchen die 1241 gestiftete
mächtige Hansa (s. §. 76 a. E.) und der rheinische
Städtebund die wichtigsten wurden.
Daher schritten, als Richard gestorben war, die deutschen
Fürsten, theils um die Kaiserwürde bei Deutschland zu er-
halten, theils um der eingerissenen Unordnung zu steuern,
wieder zur Wahl eines Kaisers aus deutschem Geschlechte.
Um aber ihre unterdessen erworbenen Hoheitsrechte
behalten zu können und wo möglich sie noch zu vermehren,
lenkten sie die Wahl meist nur auf solche Männer, welche
der Kaisermacht nicht durch einen großen Länderbesitz Nach-
druck geben konnten.
Es folgen daher nun abwechselnd
1273—1437 Kaiser aus verschiedenen Häusern: zuerst
Rudolf, Graf von Habs bürg, der durch Handhabung
der Gerechtigkeit, besonders in Bestrafung der Raubritter,
die Ordnung in Deutschland herstellte, und im Kampfe mit
dem widerspenstigen König Ottokar von Böhmen seinem
Hause den Besitz der österreichischen Länder verschaffte,
den ihm die dputchen Fürsten wegen seiner Tapferkeit und
Redlichkeit gerne bewilligten, so daß er dadurch der Gründer
des habsburgisch-österreichischen Hauses wurde.
Ihm folgte (1291) Adolf, Graf von Nassau, der
im Kampfe für die Behauptung seiner Krone fiel, welche die
mit seiner Reichsverwaltung unzufriedenen Fürsten dem Sohne
Rudolfs Albrecht l (1293) übertragen hatten. Unter der
eigensüchtigen und verhaßten Regierung Albrecht's wurde
1308 zu der freien Eidgenossenschaft der Schweizer,
durch den Aufstand der drei Waldstädte Uri, Schwytz und
Unterwalden gegen die Übergriffe habsburgischer Herrschaft,
der Grund gelegt. Dieser Bund erstarkte bald im Kampfe mit
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Ottokar_von_Böhmen Ottokar Adolf Adolf Rudolfs Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Nassau
7
§. 89. Fortgang der Reformation. 251
wieder aufhoben, von seinem kriegerischen Vorhaben ab-
stehen.
Da die Fünforte in der Tagsatzung die Mehrheit hatten,
so forderte nun Zwingli, der stets zugleich mit der
kirchlichen auch die politische Umgestaltung
der Schweiz im Auge hatte, die Abstellung dieser
Mehrheit und drang wieder auf Krieg. Das auf Zürich stets
eifersüchtige Bern aber schlug vor, gegen die Fünforte
bloß durch Entziehung der Zufuhr zu kämpfen. Die
nun eintretende Sperre erbitterte natürlich die Fünforte so,
daß jetzt sie, obgleich gering an Zahl, aber einig, den Krieg
befchloßen, rasch in'ö Zürcher Gebiet einfielen und d i e
Zürcher bei Kappel 1531 besiegten. Zwingli selbst,
der als Feldprediger mit ausgezogen war, wurde erschla-
gen, und fiel mit den Worten: „den Leib können sie tödten,
aber die Seele nicht!" Sein Leichnam wurde geviertheilt
und verbrannt. Zn dem darauffolgenden Frieden bekamen die
katholischen Fünforte das Übergewicht, aber das von Zwingli
begonnene Werk konnte doch nicht überwältigt werden.
Denn bald darauf wurde dasselbe durch den geistvollen
Reformator Johann Calvin (geb. 1509 zu Noyon in der
Picardie) ausgenommen, durch sein Schriftwerk „Unterwei-
sung in der christlichen Religion" tiefer begründet, und
unter Beihülfe F a r e l's, B e z a's und V i r e t's
1336 ingenfzur calvinisch-reformirteneonfessionausgebil-
det. Weil sich nämlich Calvin in der Abendmahlslehre der lu-
therischen Auffassung mehr näherte, so zerfielen die Reformirten
in zwei Parteien, in eigentliche Zwinglianer und in
C a l v i n i st e n, von denen die letzteren in der Schweiz allmäh-
die ersteren ganz überwogen, in einigen andern Ländern so-
gar die allein herrschende protestantische Religionspartei wur-
den (s. §§. 92-94).
j3n Deutschland hatteunterdeß der schm alkaldische
Bund sich erweitert und solche Bedeutung erlangt, daß
Landgraf Philipp von Hessen sogar mit geheimer Zu-
stimmung sämmtlicher Kurfürsten es wagen durfte, den Herzog
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Zwingli Kappel Zwingli Zwingli Johann_Calvin_( Johann Calvin Philipp_von_Hessen Philipp